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AutorenbildThomas Busse

Künstliche Intelligenz in Spielen - oder: wenn Napoleon nicht so darf, wie er könnte

Das hier soll der Beginn einer losen Serie werden, bei der ich mich dem Themenkreis Künstliche Intelligenz in Spielen nähern möchte. Meine Vorbereitung hierzu sind vorhin zwischen meiner ersten und meiner zweiten Tasse Tee entstanden, also erwartet in diesem ersten Beitrag noch nicht allzu viel Tiefe.


Zum Thema KI komme ich gedanklich gerne, wenn ich Civilization 4 spiele. Und anhand dessen wollte ich mit euch ein paar Überlegungen teilen. Die Frage für heute lautet: was wollen wir überhaupt für eine KI?


Dabei lasse ich mal bewusst viel Spielraum, was genau KI eigentlich ist oder wie man diese streng wissenschaftlich definieren kann. Mir geht es hier um die Leistungen eines Spieles als Computerprogramm wie Civ 4 mit dem Ziel, dem menschlichen Spieler eine Herausforderung zu geben in der Form, dass andere Mitspieler simuliert werden. Bei Civ sind das eben Charaktere wie Napoleon, Cäsar oder Ghandi, die dem Spieler eine Intelligenz entgegensetzen und versuchen, die Partie möglichst erfolgreich abzuschließen.



Napoleon - eine charmante KI


Oft ließt und hört man bei der Einschätzung von Spielen in Form von Tests in Magazinen oder auf YouTube und co., wie gut oder schlecht die Künstliche Intelligenz abschneidet. Die KI soll beim Zocken möglichst ausgereift sein, eine Herausforderung und gleichzeitig ein Quell der Überraschung. Aber gerade anhand von Spielen wie Civ stellt sich mir die oben erwähnte Frage: was für eine KI will ich eigentlich, wenn ich sie "besser" möchte. Bei Civ beispielsweise stört mich, dass die diplomatischen Fähigkeiten ihre Grenzen haben oder die Kriegsführung nicht immer logisch ist.


Ich möchte sie besser haben. Aber inwiefern besser? Was soll sie denn genau können - oder eben auch nicht können? Zum Beispiel könnte ich sagen: die KI soll bitte menschlicher agieren. Dabei wünsche ich mir also, dass das Programm menschliche Mitspieler möglichst genau simuliert, indem sie mal Fehler macht oder hinterlistig Vereinbarungen bricht. Ein Traum für Civ-Spieler, den noch kein Teil der Serie auch nur annährend für mich erfüllen konnte.


Vielleicht will ich aber auch lieber eine größere Herausforderung beim Spielen, weil ich so gut bin, dass mir ein simuliertes menschliches Verhalten nicht ausreicht. Dann wünsche ich mir etwas, das ich mal Min/Max-KI nennen möchte. Also das Ausnutzen aller Mechaniken im Spiel auf höchstem Niveau, um alles an "Leistung" aus der gesteuerten Nation herauszuholen. Und zwar ohne auf Boni zurückzugreifen (in Civ 4 ist der letzte Schwierigkeitsgrad "Prinz", bei dem die KI keine künstlichen Vorteile mehr erhält - leider folgen über Prinz noch 4 weitere Schwierigkeitsgrade). Sollten Reichsverwaltung, Diplomatie, langfristige Strategie und Kriegstaktik hier tatsächlich am Limit gespielt werden, wäre eine derartige KI nicht schlagbar.


Oder aber ich möchte die möglichst vollständige Immersion im Spiel. Napoleon soll sich so verhalten, wie er es wirklich getan hätte, und vor allem so, als ob er eine echte Nation anführt und versucht, Macht und Wünsche seiner Untertanen irgendwie zu vereinen. Auch das kann ein großartiges Spielerlebnis sein.


Wir haben hier also drei verschiedene Ansätze von Künstlicher Intelligenz. Die "menschliche KI", die "Min/Max-KI" und die "Immersive KI". Die drei schließen sich je nach Möglichkeiten im Spiel teilweise komplett aus. Nicht in jedem Spiel ist überhaupt der Einsatz aller drei denkbar. In Civ ist er es und das müssen die Programmierer bei der Konzeption natürlich berücksichtigen. Und wir, wenn wir eine "bessere KI" fordern.



Cäsar. Denkt sich so seinen Teil - wenn er darf


Um die Sache noch ein wenig komplexer zu machen: alle drei Formen hatte ich unter der Prämisse beschrieben, dass das Programm jeweils das Beste aus dieser KI-Form herausholt. Aber was ist mit Schwierigkeitsgraden? Die Min/Max-KI müsste, wenn sie wie in der Theorie eben beschrieben funktioniert, deutlich abgeschwächt werden. Am ehesten wären Schwierigkeitsgrade noch mit der menschlichen KI denkbar, denn hier würde die KI einfach mehr Dinge "übersehen" oder bewusst falsch machen - wobei das sicher ebenso schwierig zu programmieren ist, wie einen guten Spieler zu simulieren. Und bei der immersiven KI - tja, da sind Schwierigkeitsgrade ein echtes Problem. Wenn Napoleon sein Reich schlechter führt, als er es könnte, weshalb hat sich dann sein Volk noch nicht gegen ihn erhoben, um ihn durch einen besseren Anführer zu ersetzen? Die Immersion wäre hier kaum aufrechtzuerhalten.


Soweit einmal meine ersten Gedanken dazu, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder abgeschlossene Argumentationsketten. Bei Gelegenheit nehme ich das Thema wieder auf. Also, bleibt gespannt. Und spielt mehr Civ!



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